Drei Worte

 

In einem alten Buche stiess ich auf drei Worte,

die ich seitdem in meinem Herzen horte.

 

Nein, nein, nein,

„ich liebe dich“,,

die drei Worte sind es nicht.

 

„Ihr könnt mich“, das wäre zu banal,

und ausserdem auch recht anal.

 

Nein, die drei Worte,

zielen auf ganz andre Orte.

 

Wälz ich irgendwelche Grillen,

anstatt einfach herumzuchillen,

 

reg ich mich auf, weil der Hahn früh kräht,

oder der Nachbar um 12 den Rasen mäht,

 

bringt mich solcher Quatsch und Seich,

wieder mal in den roten Bereich ,

 

dann denk ich an die drei Worte,

die ich im Herzen horte.

 

Dann rezitiere ich ganz für mich:

„Mensch, werde wesentlich“.

 

 

Oder stlistisch etwas anspruchsvoller:

 

Wenn ich mich an trübe Lust vergebe,

Schein, Trug und Spiel in meinem Wesen hebe,

 

wenn ich gefällig mich mit raschem Sinn belüge,

als wenn das Leben nicht verschlossne Tore trüge

 

und Worte spreche, deren Weite ich nie ausgefühlt,

und Dinge rede, deren Sein mich niemals aufgewühlt

 

und Tag und Wirklichkeit mir weicht, der Welt entfremdet und fremd dem tiefsten Ich,

dann stehn die Worte in mir auf zu neuem Leben:“Mensch, werde wesentlich“.

 

(sehr frei nach Ernst Stadler)

 

Mai 1st, 2021

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