Er hat sich der Philosophie verschrieben
und ist deshalb etwas länger im Bett geblieben.
Das Allerwichtigste hienieden
sei Denken und Liegen,
hat er sich gedacht,
und das dann auch gemacht.
Entscheidend ist nun allerdings, was er sich im Liegen gedacht
und ob er es damit im Leben etwas weiter gebracht.
Die Konzentration aufs Wesentliche fiel ihm zuerst schwer,
denn auch im Liegen schmerzte seine linke Huft sehr.
Doch mit vertieftem Meditieren
konnte er die Schmerzen minimieren.
Störender als die Schmerzen waren eh
das Küchengeklapper und der Geruch nach Kaffee.
Den Lärm konnte er durch Konzentrieren
schon leicht reduzieren,
doch vom Kaffee der Duft,
blieb einfach in der Luft.
Und als die Frau noch rief, der Kaffee sei fertig,
erfasste ihn die Ungeduld und er wurde heftig
und schrie zurück, sie solle ihn jetzt lassen,
er müsse erst noch in Gedanken, des Lebens Kern erfassen.
Da lachte seine Frau recht laut
und er fuhr dadurch aus der Haut
und schrie, ob sie noch nie
etwas gehört habe von Philosophie.
Doch, doch, rief sie zurück, Philosophie,
das sei doch so eine Art Theorie
und die Theorie, die sei doch eben
weit weg vom wirklichen Leben.
Dazu konnte er nicht schweigen und musste ihr sagen,
solche hanebüchenen Aussagen seien schwer zu ertragen,
und wie könne sie es nur wagen mit ihrem Geschwätz, dem belanglosen und frechen,
seine hohen Gedanken einfach so jäh zu unterbrechen.
Da lächelte sie vor sich hin
und sagte dann zu ihm,
sie warte ja schon seit Jahren jeden Tag
auf sein philosophisches Konzentrat.
Da fing seine Huft wieder an zu schmerzen
und er sagte, es sei ihm jetzt nicht ums Scherzen,
viel gescheiter, als ihn auszulachen,
solle sie ihm eine Massage machen.
Da massierte sie ihn zärtlich und liebevoll,
bis er wie üblich sagte:“Ohne Kohl,
jetzt ist’s mir wieder wohl.“
Lächelnd sagte sie dann, ihre beiden Hände
seien eben heilender als zehn philosophische Bände,
und wenn er jetzt aus der Horizontalen gehe
und in die Vertikale stehe,
sei ihm die Huft sicher dankbar
und vergesse schnell, dass sie krank war,
auch Kaffee trinken könne er so besser
und das warme, knusprige Gipfeli essen.
Da war’s um ihn geschehn,
er konnte nicht mehr widerstehn.
Und schon war die Philosophie wieder tot,
gegen das Gipfeli hatte sie einfach kein Brot.
Peter Schmied Januar 16th, 2014
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